Modifiziertes Achterstag mit
Radarplattform
Der
größte Eingriff in das Schiff dürfte die hier beschriebene Modifikation des
geteilten Achterstags sein. Lange
sinnierte ich über die mögliche Integration eines Radarsystems und wo dieses
am besten installiert werden könnte. Am
Mast wollte ich es nicht haben, weil mir die Optik nicht gefällt und das
Vorsegel bei Wenden leicht Schaden nehmen kann. Ein
Geräteträger am Heck kam aus ästhetischen Gründen ebenfalls nicht in Frage. Von
der Fa. Scanstrut bekannt ist ein sündhaft teures Trägersystem, welches vom
gespannten Achterstag abgestützt wird. Diese Idee hat mir sehr gefallen und
zu nachfolgendem Konzept angeregt. Die Grundideen:
Zur Konstruktion: Da
es sich um eine umfangreichere Konstruktion handelte, wurden alle relevanten
Maße am Schiff ermittelt und in ein 3D-CAD-System (ProE) übertragen. Alle
mechanischen Teile wurden dann in Deutschland (offline) gefertigt und zum
Schiff transportiert. Das
Konstruktionskonzept berücksichtigte, dass diverse Unsicherheiten in den
Schiffsmaßen (einige Winkel und Längen konnten mit dem Meterstab nicht
hinreichend bestimmt werden) durch einfache Anpassmöglichkeiten der Teile vor
Ort ausgeglichen werden konnten. Somit
und Dank 3D-CAD-Technik gelang es, den Entwurf fehlerfrei und passend
umzusetzen. Die Montagezeit vor Ort betrug 1 Tag für die Mechanik und 1 Tag
für die Elektrik. |
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Gesamtansicht der realisierten Konstruktion Hinweis:
Die Querrohre unterhalb des Radoms simulieren die Lage der Biminirohre. |
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Radomplattform: An den Austritts-Stellen der Dyneema-Spannleine
sind die 25mm-VA-Rohre durch ein integriertes, innen liegendes 22mm Rohr zusätzlich versteift.
Diese verlaufen bis hinter die obere Abbiegung der Rohre, verrutschen dadurch
nicht und versteifen auch diese. |
Die
Klemmklötze aus Kunststoff isolieren die Rohre vom Rest. Das linke Rohr ist
gleichzeitig KW-Antenne. Es ist über das schwarze VA-Kabel elektrisch mit dem
Achterstag (Antenne) verbunden. Das
Achterstag ist deshalb nur am Masttop mit einem Isolator versehen. Die reckarme Dyneema-Achterstagspannleine wird an
den Austrittstellen aus den Rohren durch VA-Schutzrohre gegen Aufscheuern
geschützt. |
AIS-Antenne: Für AIS wurde anstelle eines
UKW-Antennensplitters eine separate UKW-Antenne gewählt. Da sich zwei Antennen auf dem Masttop stören, ist
die AIS-Antenne an der Radomplattform installiert. Das Antennenkabel verläuft
im Rohr integriert. In Summe war eine 2. UKW-Antenne günstiger als
ein Splitter und man hat eine komplett installierte Zweitantenne für den
UKW-Seefunk als Backup. Vorteilhaft ist ebenfalls, dass es keine
Leistungsverluste durch den Splitter gibt, welche ja mit ca. 3 dB nicht
unerheblich ausfallen. Bzgl. der Reichweite von AIS ist die Antennenhöhe
auf der Radomplattform vollkommen ausreichend. |
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Achterstagspanner: Spannen über eine hochbelastbare und reckfreie
Dyneema-Leine. Diese verläuft in den Rohren. Der Orginalspanner
ist am Rohr befestigt. Der Klemmblock für die Spannleine konnte ebenfalls
erhalten bleiben. Unterhalb des Spanners ist der ausschwenkbare
Bügel für die Beibootauflage erkennbar. |
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Beiboot-Auflagebügel Die Bügel sind ausklappbar und rasten im
ausgeklappten zustand in deren Ringauflage ein. Mit einer Leine wird das Beiboot festgezurrt. |
Fernansicht
mit aufgelegtem Beiboot |
Sicherheitsbetrachtung: Natürlich
darf die Hauptfunktion des Achterstages, den Mast achterlich abzuspannen,
niemals versagen. Die
vorgestellte Konstruktion dürfte in dieser Hinsicht besser sein als das
Bavaria-Originalkonzept. Für
den Fall, dass die Dyneemaleine aus irgendeinem Grund reißen sollte, bleibt
das Achterstag immer noch mit dem Rohrsystem verbunden, denn der Hahnepot
kann nicht aus der Radarplattform gelangen und somit bleibt der Mast
achterlich gesichert, solange nicht das Achterstag selbst reißt. Fazit: Das
Gesamtkonzept hat sich nach mehr als 2000 sm mehr als bewährt. Ich
genieße es, wenn Gäste an Bord kommen und sich schon beim Betreten der
Gangway an den Rohren festhalten. Sie leisten hier einen weiteren nicht
geplanten Dienst. Alle
Kabel sind optimal aufgeräumt und geschützt. Das
Radom in geringer Höhe im Vergleich zur Mastmontage hat den Vorteil, dass sich
auch direkt vor dem Schiff befindende Objekte erkannt werden, denn der
Radarstrahl scannt nicht darüber hinweg. Das
ist meines Erachtens nach wichtiger als eine extreme Fernsicht! Die
Reichweite ist trotzdem je nach Seegang locker 10 und mehr sm, Gewitterfronten
sieht man aus 20 sm, das reicht allemal. In
Verbindung mit AIS, welches alle Berufsschiffe mit Reichweiten deutlich über
50 sm anzeigt, ist diese Kombination (Radar für die Nähe, AIS für die Ferne)
ideal. Generell
möchte ich ein Radar nicht mehr missen. Es leistete wertvolle Dienste bei
Nachtfahrten, Einlaufen in Buchten bei Nacht mit vielen Ankerliegern und dem
Erkennen von Schlechtwetterfronten sowie deren Zugrichtung. Die
Beiboot-Auflage ermöglicht ein rasches und unkompliziertes Handling des
Dingis. Es kann alleine und in wenigen Sekunden zu Wasser bzw. an Bord geholt
werden. Festgezurrt
reicht es bis auf Rückenhöhe auf der Cockpitbank und bildet ein angenehmes
Rückenpolster und (hoffentlich) einen guten Schutz gegen einsteigende brechende
Wellen (noch nie erlebt). |
home:
www.sailnsea.com